Turnierstrategie: Das Zonensystem

Im Artikel M-Konzept findest du das Nötige, um diesen Artikel über das Zonensystem zu verstehen. Beim Zonensystem geht es um No-Limit Turnierstrategie. Für Limit-Turniere oder Cashgames (eine kurze Anmerkung dazu gibt es zuunterst) hat dieses Konzept keine Bedeutung! In jeder Situation eines Pokerturniers kannst du dein M ermitteln. Je nach deinem «M» wirst du in verschiedene Zonen eingestuft. Die Strategien in den verschiedenen Zonen sind sehr detailliert in Harrington on Hold’em, Band 2 beschrieben.

Die grüne Zone (green zone)

Du hast ein M, das höher als 20 ist. Du kannst nahezu beliebig über deine Spielweise entscheiden. Du kannst hier ein Reraise machen, ohne gleich das ganze Turnier zu riskieren. Spiele hier deinen erfolgreichsten Spielstil und schaue zu, dass dein M über 20 bleibt!

Die gelbe Zone (yellow zone)

Dein M liegt zwischen 10 und 20. Befindest du dich in dieser Zone, so kannst du nicht mehr ein zu konservatives, abwartendes Poker spielen. Die Anforderungen an deine Startblätter solltest du ein wenig lockern. Kleine Pocket Pairs sind hier oft nicht mehr spielbar (mehr dazu zuunterst).

Die orange Zone (orange zone)

Dein M liegt zwischen 6 und 10. In dieser Zone ist die Möglichkeit nicht mehr vorhanden, komplexe Spielzüge oder Fallen aufzustellen, weil es einfach zu teuer für deinen kleinen Stack ist. Du musst deshalb viel aggressiver spielen, als in der gelben Zone. Oft wirst du schon preflop dazu genötigt, alle deine Chips einzusetzen. (Ein Raise auf den 3fachen Big Blind macht in diesem Falle meist über 25% deines Stacks aus!). Kleine Pocket Pairs sollten hier gefoldet oder für ein All-In verwendet werden.

Die rote Zone (red zone)

Dein M liegt zwischen 1 und 5. In der roten Zone, hast du vor dem Flop jeweils zwei Möglichkeiten. 1. Fold. 2. All-In. Alle anderen Spielweisen bringen nichts. Du musst möglichst schnell aus dieser Zone herauskommen. Wenn du an mittlerer Position am Tisch bist und vor dir alle gefoldet haben, sind auch mittelmässige Hände wie J8 oder 87s gut genug, um anzugreifen. Die ganz schwachen Blätter solltest du jedoch nicht verwenden. Kannst du mit einem All-In ’nur› die Blinds stehlen, erhöhst du dein M immerhin um einen Punkt, wirst du gecalled, hast du, wenn du nicht gegen ein hohes Paar anrennst, vernünftige Chancen zu verdoppeln und in die Orange Zone zurückzukehren. Du hast nun schlicht nicht die Zeit, um auf KK oder AA zu warten… Ist dein M unter 3, musst du damit rechnen, dass der Big Blind dein All-In mit zwei x-beliebigen Karten callen wird. Einer der grössten Fehler überhaupt im Turnierspiel ist zu passives Spiel in der roten Zone! Es darf nie soweit kommen, dass du kampflos in die tote Zone zurückfällst! Zum Glück sieht man dieses Verhalten immer und immer wieder online… und ja, manchmal wird man von Leuten ausgelacht, die das Zonensystem nicht kennen. Zitat «what a donk, All-In with J8 off suit!»

Die tote Zone (dead zone)

Dein M liegt unter 1! So früh wie möglich All-In gehen und auf ein Wunder hoffen! Die einzige Situation, in der du ein M unter 1 haben solltest, ist wenn du soeben eine All-In Situation gegen einen Spieler verloren hast, der vor dieser Hand weniger Chips hatte als du. Kommst du sonst in diese tote Zone, hast du einfach zu passiv gespielt!

Pocket Pairs in der gelben Zone.

In diesem kurz gehaltenen Artikel möchten wir nicht alle Aspekte vom Zonensystem durchgehen, dieser eine Hinweis erscheint uns sehr wichtig. Kleine Pocket Pairs sind am Anfang von Turnieren eine feine Sache. Nach einem Limper oder einem kleinen Raise called man damit. In 11.8 % der Fälle flopped man ein Set (Drilling) oder sogar etwas stärkeres (Full House oder Vierling). Wenn der Gegenspieler den Flop auch trifft, z.B. AK hält und der Flop kommt K95 (du hattest 55), dann kannst du damit rechnen, einen ganz grossen Pot zu gewinnen. Wenn du den Drilling nicht floppst, wirst du nicht bereit sein, weitere Chips in die Hand zu investieren! Nun, um die Situation mit einem tiefen Paar (nehmen wir an, du hast 33), profitabel zu machen, muss folgendes eintreffen:

  1. Einige andere limpen auch in den Pot
  2. Niemand darf hinter dir raisen, sonst musst du folden!
  3. Du musst das Set treffen (in 11.8% der Fällen)
  4. Du musst auf Gegenwehr stossen, wenn du das Set triffst!
  5. Du musst die Hand auch noch gewinnen (manchmal, wenn auch selten, verliert auch ein geflopptes Set die Hand gegen eine Strasse, ein Flush etc.)

Harrington rechnet in seinem Buch aus, dass man etwa ein M von 24 braucht, damit auf die Dauer mit den kleinen Paaren Calls profitabel sind. Aber Achtung, dein Gegner muss mindestens gleich viele Chips haben, damit sich dies lohnt. Bist du mit 44 auf dem Button und hinter dir sitzen zwei Spieler jeweils mit einem M von 6, lohnt es sich nicht, nur zu limpen. In diesem Falle solltest du erhöhen oder folden (je nach Situation), aber auf keinen Fall nur callen!

Bei unseren Tools findest du einen Excel M-Rechner mit Ermittlung der Zone für das Zonensystem, der für Turnierspieler sehr nützlich ist.

M-Konzept bei Cashgames?

Das M-Konzept wurde zwar für Turniere entwickelt, trotzdem möchten wir hier einen wichtigen Hinweis zu Pot Limit oder No Limit Cashgames geben! Stelle sicher, dass du immer ein M über 25 hast, wenn du an ein Cashgame Tisch sitzt. An einem 0.50+0.50 $ Pot Limit game solltest du zu jedem Zeitpunkt mindestens 25$ am Tisch haben, empfehlenswert ist jedoch das erlaubte Maximum (meist Blind mal 100)! Ich sehe immer wieder Spieler, die mit 8 $ an ein 0.50 $ Pot Limit Tisch sitzen. Big Blind und Small Blind sind im Pot Limit jeweils 0.50$. Genau diese Spieler können dann, durch ihren kleinen Stack beim Turn nicht mehr so viel setzen, um mir beispielsweise bei einem Flush Draw schlechte Pot Odds zu geben. Interessanterweise sind dies genau die Spieler, die sich anschliessend über ihr Pech beklagen. Bei Cashgames ist ein sehr kleiner Stack für mich ein sicheres Zeichen: hinter den wenigen Mücken verbirgt sich zu 100% ein Fisch! Dies ist ein nützlicher Hinweis bei der Suche des richtigen Tisches. Die Tischwahl sollte beim Cashgame – wie Vieles beim Pokern – nicht dem Zufall überlassen werden…